CBD Öl oder anderweitige CBD Produkte für den Hund erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die Anwendungsgebiete sind breit gefächert. CBD Öl soll Schmerzen lindern, Angst verringern oder Verdauungsprobleme beheben. Nahrungsergänzungsmittel wie das CBD Öl werden oft basierend auf Erfahrungen hinsichtlich ihrer Wirkung und Nebenwirkungen bewertet. Die auf Erfahrungswerten beruhenden Schlussfolgerungen sind aber nur eingeschränkt aussagekräfig und fehlerbehaftet. Mittlerweile gibt es jedoch kontrollierte Studien zu der Wirkung von CBD und den potenziellen Nebenwirkungen.

Was ist CBD

Die Hanfpflanze besitzt viele verschiedene Bestandteile, deren Konzentration sich je nach Sorte und Geschlecht unterscheidet. Zu den Bestandteilen gehören die sogenannten Cannabinoide. Unter den über 100 verschiedenen Cannabinoiden der Hanfpflanzen dürfte wohl THC am bekanntesten sein. Mit Hitze aufbereitet sorgt es für eine berauschende, psychoaktive Wirkung.

Ein weiteres Cannabinoid gelangt jedoch zunehmend in den Fokus: Das CBD. Im Gegensatz zum THC wirkt dieser Hanfbestandteil nicht berauschend und besitzt auch bei sehr hohen Dosen keine toxische Wirkung. Dafür könnte CBD möglicherweise bei verschiedenen Erkrankungen helfen. So kann CBD eine schmerzlindernde Wirkung entfalten, indem es in mehrere Systeme des Körpers eingreift, die für die Wahrnehmung von Schmerzen verantwortlich sind.1 Weiterhin deuten mehrere Studienergebnisse darauf hin, dass CBD zu einer Abnahme von entzündungsfördernden Stoffen beitragen kann.2345.

CBD als Mittel gegen Schmerzen beim Hund

Bereits ab dem zweiten Lebensjahr zeigen 20 Prozent der Vierbeiner einer Studie zufolge Verschleißerscheinungen der Gelenke6. Diese gehen mit Entzündungen und Schmerzen sowohl an den Gelenken als auch an der umgebenden Muskulatur einher. Um Hunden mit entsprechenden Beschwerden zu helfen, benötigen sie schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkstoffe. Dabei stehen bereits verschiedene Medikamente zur Verfügung.

Klassische entzündungshemmende Arzneistoffe können in vielen Fällen deutlich die Schmerzen lindern und sind hinsichtlich ihrer Wirkung gut untersucht. Auch wenn die meisten Hunde die entsprechenden Medikamente gut vertragen, treten bei einigen Tieren unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf. Das ist besonders kritisch bei chronisch erkrankten Hunden, die auf eine langfristige medikamentöse Behandlung angewiesen sind. Am häufigsten treten Nebenwirkungen im Bereich des Magen- und Darmtraktes auf. Aber auch Leber- und Nierenschäden können eine Folge sein. Da die Verträglichkeit von Schmerzmitteln sehr individuell ist, kann eine größere Auswahl an möglichen Behandlungsoptionen dabei helfen, das ideale Medikament für den jeweiligen Hund auszuwählen. Um zu ermitteln, ob CBD eine Alternative oder Ergänzung zu den bisher etablierten Medikamenten ist, sind bisher zwei interessante Studien durchgeführt worden.

Studien zur Anwendung von CBD beim Hund

Ein amerikanisches Forscherteam rekrutierte für die Studie 16 Hunde, die an Arthrose erkrankt waren. Die Arthrose ist eine chronische, entzündliche und schmerzhafte Erkrankung der Gelenke. Sie erhielten über 4 Wochen CBD und 4 weitere Wochen ein identisch aussehendes Scheinmittel. Sowohl die Halter/innen der Hunde als auch die beurteilenden Tiermediziner/innen blieben dabei in Unkenntnis, ob sie den Wirkstoff oder das Scheinmittel verabreichten. Die Vorgehensweise mit einer sogenannten Placebophase ermöglicht zu ermitteln, ob auftretende positive Effekt wirklich auf den Wirkstoff zurückgehen. Jeweils nach zwei und vier Wochen erfolgten Kontrollen des Schmerzzustandes. Die Hundebesitzer/innen und Tiermediziner/innen erfassten hierfür die Schmerzen durch standardisierte Fragebogen-Methoden. In den Wochen der CBD Behandlung zeigten die Hunde ein höheres Maß an Aktivität und Wohlbefinden im häuslichen Umfeld, was auf eine deutliche Schmerzreduktion hindeutet. Auch die veterinärmedizinische Begutachtung ergab eine Abnahme der Schmerzen durch das Mittel. Eine deutliche verringerte Lahmheit war hingegen nicht zu beobachten.

Das bedeutsame Ausmaß an Schmerzreduktion durch CBD in einer kontrollierten Studie ist ein vielversprechendes Ergebnis. Allerdings war dabei nicht CBD-Öl allein am Werk, sondern die Hunde erhielten über den gesamten Zeitraum ihre gewohnte Schmerztherapie. Es verbesserte jedoch in dieser Studie zusätzlich den Schmerzzustand.

Die CBD-Gabe löste keine auffälligen Nebenwirkungen aus. Allerdings wiesen die Hunde während der CBD-Wochen eine Erhöhung eines Leberenzyms, der Alanin Aminotransferase, kurz ALT, auf. Da ein großer Anteil von CBD in der Leber verstoffwechselt wird, ist der erhöhte Wert nicht verwunderlich und hat unter Umständen keine größere Bedeutung für die Gesundheit. Dennoch sollten die Veränderungen den Angaben zufolge im Auge behalten werden.6

In einer weiteren Studie verglichen Wissenschaftler/innen vier verschiedene Gruppen von unter Arthrose leidenden Hunden. Eine Gruppe erhielt eine niedrige Dosierung CBD Öl von 20 mg pro Tag und eine weitere eine hohe Dosierung von 50 mg pro Tag. Die zwei weiteren Gruppen bestanden aus einer Placebogruppe mit einem Scheinmittel und einer niedrigen 20 mg Dosierung pro Tag eines speziell aufbereiteten, besser für den Körper verwertbaren CBD Öls. Auch bei dieser Untersuchung beurteilten die die Besitzer/innen und Tiermediziner/innen die Schmerzen mit standardisierten Methoden. Eine bedeutsame Verbesserung der Schmerzsituation wiesen die Hunde auf, welche die hohe Dosierung oder das speziell aufbereitete CBD bekamen. Die Hunde dieser zwei Gruppen zeigten eine verbesserte Beweglichkeit, waren bewegungsfreudiger und standen weniger schwerfällig auf.7

CBD und seine potenziellen Nebenwirkungen

Die Studien zur Behandlung von Arthroseschmerzen sind äußerst vielversprechend. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein wirksamer Stoff keinerlei Nebenwirkungen über sämtliche Individuen hinweg zeigt. Wirksamkeit bei völliger Abwesenheit von Nebenwirkungen ist eher ein Versprechen zahlreicher wirkungsloser Nahrungsergänzungsmittel als medizinische Realität.

In den bisherigen Studien zu CBD führte dieses bei vielen Hunden zu erhöhten Leberenzymen. Das ist kein ungewöhnlicher Umstand bei vielen Medikamenten, welche zu großen Teilen in der Leber verstoffwechselt werden. Auch ist eine leichte Erhöhung kein direkter Hinweis darauf, dass die Leber geschädigt wird. Langfristig müssen aber solche Entwicklungen im Auge behalten werden, um bei einem weiteren Steigen der Werte einzugreifen und Leberschäden zu vermeiden. Gerade bei älteren Hunde ist die Leber weniger widerstands- und regenerationsfähig als bei jüngeren Hunden. Auch Tiere mit Entzündungsgeschehen wie im Fall einer Arthrose neigen verstärkt zu arzneimittelbedingten Leberschäden.8 Bis zum Vorliegen weiterer Langzeitdaten lautet die Empfehlung in den Arbeiten, regelmäßig Bluttests zur Kontrolle der Leberfunktion durchzuführen.6910

Fazit

CBD Öl hat in ausreichender Dosierung das Potenzial, Schmerzen und Entzündungen zu lindern. Kontrollierte Studien zeigen einen möglichen Nutzen bei von entzündlichen Gelenkerkrankungen betroffenen Hunden. Als freiverkäufliches Mittel fehlt bei Verwendung von CBD aber oft die notwendige Beratung durch Veterinärmediziner/innen. Erhält der Hund CBD, sollten unbedingt regelmäßig die Leberwerte und die Leberfunktion kontrolliert werden. Das gilt insbesondere für ältere Hunde und solche, die unter Arthrose leiden. CBD führt in vielen Fällen zu einer Erhöhung der Leberenzyme und bedarf daher deren langfristigen Überwachung.


  1. Maione S, Piscitelli F, Gatta L, Vita D, De Petrocellis L, Palazzo E, et al. Non-psychoactive cannabinoids modulate the descending pathway of antinociception in anaesthetized rats through several mechanisms of action. Br J Pharmacol. (2011) 162:584–96. doi: 10.1111/j.1476-5381.2010.01063.x 

  2. Thomas, A., Baillie, G. L., Phillips, A. M., Razdan, R. K., Ross, R. A., & Pertwee, R. G. (2007). Cannabidiol displays unexpectedly high potency as an antagonist of CB1 and CB2 receptor agonists in vitro. British Journal of Pharmacology 150, 613–623. 

  3. Ben-Shabat S, Hanuš LO, Katzavian G, Gallily R. New cannabidiol derivatives: synthesis, binding to cannabinoid receptor, and evaluation of their antiinflammatory activity. J Med Chem. (2006) 49:1113–7. doi: 10.1021/jm050709m 

  4. Mechoulam R, Peters M, Murillo‐Rodriguez E, Hanus LO (2007). Cannabidiol – recent advances. Chem Biodivers 4: 1678–1692. 

  5. Rahn EJ, Hohmann AG (2009). Cannabinoids as pharmacotherapies for neuropathic pain: from the bench to the bedside. Neurotherapeutics 6: 713–737. 

  6. Gamble LJ, Boesch JM, Frye CW, Schwark WS, Mann S, Wolfe L, et al. Pharmacokinetics, safety, and clinical efficacy of cannabidiol treatment in osteoarthritic dogs. Front Vet Sci. (2018) 5:165. doi: 10.3389/fvets.2018.00165 

  7. Verrico CD, Wesson S, Konduri V, Hofferek CJ, Vazquez-Perez J, Blair E, Dunner K Jr, Salimpour P, Decker WK, Halpert MM. A randomized, double-blind, placebo-controlled study of daily cannabidiol for the treatment of canine osteoarthritis pain. Pain. 2020 Sep 1;161(9):2191-2202. doi: 10.1097/j.pain.0000000000001896. PMID: 32345916; PMCID: PMC7584779. 

  8. Rodríguez L.A.G., Williams R., Derby L.E., Dean A.D. and Jick H. (1994), "Acute liver injury associated with nonsteroidal anti-inflammatory drugs and the role of risk factors." Archives of Internal Medicine 154 (3): 311-316. 

  9. McGrath S, Bartner LR, Rao S, Packer RA, Gustafson DL. Randomized blinded controlled clinical trial to assess the effect of oral cannabidiol administration in addition to conventional antiepileptic treatment on seizure frequency in dogs with intractable idiopathic epilepsy. J Am Vet Med Assoc. (2019) 254:1301–8. doi: 10.2460/javma.254.11.1301 

  10. McGrath, S.; Bartner, L.R.; Rao, S.; Kogan, K.R.; Hellyer, P.W. A Report of Adverse Efects Associated with the Administration of Cannabidiol in Healthy Dogs. J. AHVMA 2018, 52, 34–38.