Auch wenn man so manches Mal gut darauf verzichten könnte: Die Fähigkeit, Schmerz empfinden zu können, ist überlebensnotwendig. Die unangenehmen Empfindungen sind wichtige Alarm- und Warnsignale. Ohne Schmerzen würden wir Handlungen, die den Körper schädigen, nicht wahrnehmen und vermeiden können.

Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ähneln sich die Mechanismen der Schmerzwahrnehmung bei Mensch und Tier. Daher ist davon auszugehen, dass länger andauernde Schmerzen für den Vierbeiner genauso quälend sind wie für uns und mit einer deutlich eingeschränkten Lebensqualität einhergehen.

Leider kann uns der Hund nicht einfach erzählen, ob und wo ihm etwas weh tut. Beschwerden bleiben dadurch für längere Zeit häufig unerkannt. Das ist kritisch, weil auch die für uns nicht sofort wahrnehmbaren Schmerzen negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die langfristige Gesundheit haben.

Bestimmte Auffälligkeiten in Verhalten und der Körpersprache geben jedoch Hinweise auf ein Schmerzgeschehen. Wer diese kennt, kann frühzeitig reagieren und dem Hund einen längeren Leidensweg ersparen.

Plötzliche Verhaltensänderungen

Zeigt der Vierbeiner von heute auf morgen ungewöhnliche Verhaltensweisen, sind Schmerzen oft die Ursache dafür. Sie können dazu führen, dass hündische Frohnaturen auf einmal ungewohnt aggressiv der Umwelt gegenüber treten. Einige oft und gern spielende Hunde verlieren bei Schmerzen häufig das Interesse an dieser Aktivität. Auch bei spontan auftretenden Ängsten, abrupt gesunkener Stresstoleranz und plötzlicher Unverträglichkeit gegenüber Artgenossen sollte an Schmerzen gedacht werden. Paradoxerweise legen manche Hunde bei Beschwerden eine gesteigerte Aktivität und Hibbligkeit an den Tag.

Ungewöhnliches Schlafverhalten

Besonders häufig sind bei unter Schmerzen leidenden Hunden Auffälligkeiten der Schlafgewohnheiten zu beobachten. Die erhöhte Druckbelastung auf die schmerzenden Stellen und Gelenke führt während des Liegens zu Beschwerden. Durch häufiges Aufstehen und ständiges Wechseln der Schlafposition versucht der Hund, den durch das Ruhen verstärkten Schmerzen zu entkommen. Bei Schmerzen des Bewegungsapparats verzichten die Vierbeiner in manchen Fällen auf das Erklimmen der sonst sehr beliebten erhöhten Schlafplätze wie dem Bett oder der Couch. Vorsicht ist auch geboten, wenn plötzlich besonders warme oder kalte Liegeplätze bevorzugt werden

Berührungempfindlichkeit

Schmerzen führen häufig dazu, dass der Hund empfindlich auf Berührungen und Manipulationen am Körper reagiert. Die Bandbreite der Reaktionen auf unangenehm empfundenes Anfassen reicht von leichten Stressanzeichen bis hin zum Schnappen. Zunehmende Abneigung gegenüber Fellpflege und Streicheln sind fast immer schmerzbedingt. Weiterhin mögen die betroffenen Vierbeiner oft keinen Körperkontakt zu anderen Hunden. Sie lassen sich nur ungern beschnüffeln und reagieren extrem empfindlich auf unachtsame Berührungen von Artgenossen in Engpässen sowie auf Unterschreitungen der Invididualdistanz.

Zunehmendes Zurückziehen und Lustlosigkeit

Gerade bei länger andauernden Schmerzen ziehen sich viele Hunde zunehmend vom Alltagsgeschehen zurück. Sowohl zu Hause als auch auf dem Spaziergang zeigen so auf Beschwerden reagierende Hunde weniger Erkundungs- und Neugierverhalten. Sie nehmen beispielsweise seltener selbstständig Kontakt zu ihren Bezugspersonen auf und schlafen überdurchschnittlich viel auf abseits gelegenen Ruheplätzen. Draußen trotten sie zunehmend lustlos und mit geringem Interesse an der Umwelt dem Halter nach. Schwierig ist dabei, dass sich diese Veränderungen meist über Monate oder sogar Jahre hinweg entwickeln. Daher werden sie leicht übersehen oder fälschlicherweise dem Alterungsprozess des Hundes zugeschrieben.

Beknabbern und Belecken bestimmter Körperteile

Schmerzende Stellen werden von den Vierbeinern häufig intensiv beleckt und beknabbert. Besonders wenn der Hund einer bestimmten Körperregion besonders viel Aufmerksamkeit widmet, sollte dem näher nachgegangen werden. Knabbert der Hund beispielsweise immer wieder an seinem Ellenbogen, kann eine schmerzende Erkrankung des Ellenbogengelenks die Ursache dafür sein. Bei über lange Zeiträume hinweg beleckten Stellen sind die jeweiligen Hautbezirke verdickt, verfärbt und teilweise haarlos.

Schmatzen und Grummeln

Schmerzbedingte Lautäußerungen des Hundes werden abgesehen vom deutlichen Fiepen und Schreien leicht überhört. Zu den subtileren Zeichen gehören Grummeln und Stöhnen, wenn der Hund sich hinlegt, aufsteht oder seine Liegeposition ändert. Werden schmerzhafte Stellen berührt, zeigen manche Vierbeiner lediglich ein kurzes Schmatzen und Lippenlecken.

Auffälligkeiten der Körperhaltung

  • angespannter Bauch
  • harte Rückenmusulatur
  • aufgezogener, gekrümmter Rücken
  • sehr eng oder sehr weit stehende Beine
  • ausgedrehte Pfoten
  • tiefgehaltener Kopf
  • auf dem Po anstelle der Hinterbeine sitzen

Auffälligkeiten von Bewegungsabläufen

  • Lahmheiten/Entlastung von Gliedmaßen
  • steifer Gang, besonders nach dem Aufstehen
  • beim Aufstehen zieht sich der Hund über die Vorderbeine hoch
  • starkes Wackeln mit der Hüfte
  • schwerfälliges Aufstehen
  • Vermeiden von Sprüngen
  • permanenter Passgang
  • Treppen werden nur ungern oder hoppelnd benutzt
  • verminderte Rutenaktivität

Appetitlosigkeit

Obwohl einigen Hunden selbst bei größtem Leiden wohl nie der Appetit vergeht, steckt hinter auffälliger Fressunlust in etlichen Fällen ein Schmerzgeschehen. Auf den Magen schlagende Schmerzen äußern sich nur selten in direkter Futterverweigerung, sondern eher in zunehmender Mäkligkeit.

Häufiges Wälzen und Strecken

In einem gewissen Rahmen gehörten Strecken und Wälzen zum normalen Komfortverhalten. Sich auffällig oft streckende Hunde haben jedoch häufig Rücken- oder Bauchschmerzen. Einige Hunde wälzen sich zudem bei Rückenbeschwerden wie schmerzhaften Verspannungen bei allen möglichen Gelegenheiten über den Boden.

Ungleichmäßige Bemuskelung und Krallenabnutzung

Als Folge von lang andauernden Schmerzen des Bewegungsapparats nehmen Hunde oftmals Schonhaltungen ein. Durch das Schonen der schmerzenden Körperpartie werden an dieser Stelle zunehmend Muskeln abgebaut. Unterschiede in der Bemuskelung sind in der Regel nur durch sorgfältiges Betrachten und Abtasten erkennbar. Auch an den Krallen sind Schonhaltungen erkennbar. Wird eine Gliedmaße weniger belastet, nutzen sich die Krallen der jeweiligen Pfote auch weniger ab. In anderen Fällen fällt es den Hunden schwer, das schmerzende Bein beim Gehen ausreichend hoch anzuheben. Dadurch schleift die Pfote auf dem Boden und die Krallen werden an der Oberseite verstärkt abgeraspelt.